Donnerstag, 22. Januar 2015

How to deal with an Aggressor - Ist das der richtige Weg?

Beim Stöbern gefunden - ein meiner Meinung nach genialer Kurzfilm, der den Titel wirklich verdient hat. Gerade einmal 42 Sekunden dauert der Schwarzweißstreifen von Anselm Belser.  Zu sehen ist ein Drama des Alltags mit ungewöhnlichem Ausgang.
Die Exposition des Films deutet noch auf eine ganz normale Situation hin: Ein kleiner Junge mit seinem drolligen Kinder-Einkaufswagen steht kurz vor der Kasse am Beginn des Fließbands. Hinter ihm die Mutter, vor ihm ein unbeteiligter junger Mann.
Kein Drama ohne Konflikt und aufeinanderprallende Interessen! Doch anstatt dass das Kind zur Quängelware greift und mit der Mutter über Karies und Triebaufschub diskutiert, ist hier das Aufeinanderprallen von Interessen fast wörtlich zu nehmen: Der Junge rammt dem Mann vor sich nicht todbringend aber doch unmissverständlich herausfordernd, mit seinem Einkaufswagen in die Waden
Richtig schmerzhaft ist es ja nur, wenn Metall auf Knochen trifft, also Knöchel oder Schienbein, aber dennoch kann man das nicht machen. Das gibt der Mann dem Kind daraufhin auch zu verstehen. Er dreht sich um, vermutlich rüpelt er irgendetwas nach unten, versetzt dem Einkaufswägelchen noch einen dezenten Tritt und dreht sich wieder um.
Herrscht nun Friede? Es könnte, wenn der Junge wollte und sich besinnen würde.
Aber kein Drama ohne Höhepunkt - die Zurechtweisung war nicht der wirkliche Höhepunkt des Werks. Der Junge benimmt sich nur kurz, nimmt dann lustvoll Anlauf und macht weiter. (Warum unternimmt die Mutter nichts?). Da die rechtstaatliche Instanz versagt, hilft sich der Bürger selbst. Der Junge bekommt eine Milchdusche. Kurzes retardierendes Moment des Jungen - "Wie soll ich jetzt reagieren?" und dann die Katastrophe und Lösung in einem: Der Ausbruch der Tränen und die Rettung in den Armen der Mutter.

Beruhend auf einer wahren Begebenheit.
Es lässt sich ganz viel aus dem Werk rauslesen. Nicht nur der freytagsche Dramenaufbau, sondern auch diverse Erziehungseinsätze...und der Junge als Aggressor. Es steckt noch viel mehr drinnen, ich bin mir sicher. Aber Bildung, meine Herren, ist Luxus!

 http://www.arte.tv/guide/de/sendungen/COU/kurzschluss/?vid=053358-000_PLUS7-D

Samstag, 3. Januar 2015

Die Tribute von Panem

Die Tribute von Panem - ernsthaftes Popcornkino

Es ist eine wirklich "schön" Geschichte. Grausam ist sie, und voll Liebe und beleuchtet von einem strahlenden Stern - der Heldin, Katniss, einer Heldin. Einer echten Heldin, die den Schwachen hilft, den Dürstenden tränkt, den Kranken pflegt und die Bösen besiegt. Wahnsinn - und sie wie wir wissen nicht einmal, wie ihr geschieht. Man ist wie gefangen in der Vorstellung, die man gebrochen durch eine kaum vorhandene, weil kaum kommentierende Kamera wahrnimmt, einem überaus unmenschlichen, fast schon unirdischen System, auf Leben und Tod ausgeliefert zu sein.
Wirklich ein Meisterwerk, wie man, was die Kameraführung betrifft, eine personale Perspektive vorgeführt bekommt, auch nur als verschmitzter Trick, da eine auktoriale Perspektive das Geschehen hervorblitzend kommentiert. Doch eigentlich ist kein Platz für Humor in dem Film. Dafür ist die Handlung wirklich zu tragisch, der Film zu grausam und ernsthaft. Ich meine, hey, immerhin bringen sich Jugendliche gegenseitig um!

Ich weiß nicht, warum ich mich das frage: aber sollten wir unsere Kindern nicht, anstatt unsere Geschichte beizubringen, lieber Optionen für die Zukunft geben? Die reine Reproduktion unseres System löst kein einziges Problem der gegenwärtigen Welt. Wir leiden immer noch an Postkolonialem Verhalten und einer entarteten Wirtschaft, die nicht den Menschen, sondern seine Leistungsfähigkeit und Kaufkraft bewertet...
Ich weiß nicht, warum ich darauf komme. Ich finde es einfach nur seltsam, was für Filme wir anschauen.