Donnerstag, 12. Februar 2015

children of men



erschütternd nahe ist man dabei in jeder einzelnen schlachtszene
jeder schuss lässt theo und mich zusammenzucken
theos vertrauensproblem spiegelt das vertrauensproblem des zynikers mit der Welt wider
alah u akbak wird einem entgegengerufen in einer gewaltigen antizipierung isis artiger ausschreitungen (nichts gegen Muslime)

und anonymous erklärt isis den Krieg_

Mittwoch, 11. Februar 2015

simply beautiful

ein zunehmend unmenschlicher werdendes system
und sich entwickelnder randgruppenextremismus auf der anderen Seite
dazwischen steht der Konsument
sein friedensfähnlein flattert im Wind 

Häuserkämpfe erschüttern nicht nur das Fundament der Demokratie
sondern den glauben des Einzelnen, auch wenn es durch Bildschirme gebrochen ist, 
als wäre es 
gryphius selbst, der spricht

russische Botschafter agieren wie vor 50 Jahren
nichts hat sich verändert. 
nichts verändert sich 
nur wir und wie wir die Dinge sehen

abgewendet oder geöffneten blicks
eine technokratische Elitenidentitätengruppe regiert
mit eisernern Hand,  indem sie die fäden zieht

Die Menschen unterhalten sich 
miteinander untereinander unterwandern sie die Grenzen des guten Geschmacks
Hauptsache, man kann lachen, 

 Der Holocaust ist einfach nicht witzig. 

-

Es bleibt einem bei diesen clownesken erfahrungen die Spuke im Hals stecken
und all dem entgegen steht Vegetarismus und Mütter, die für das Lachen ihrer Babys arbeiten
und dafür suchen sie starke Männer an ihrer Seite
die sie auch mal schlagen oder dominieren 

sprachspiele dominieren alles 
luhmann dominiert alles
und meine lehrer kennen ihn nicht einmal 
offene Diskurse in geschlossenen Systemen sind ihnen fremdworte
und immer wieder der Gedanke: wie kann man das system ändern, 
wo man doch ein kollektives Bewusstsein darüber hat? 

mundtot 
mundtot gemacht werden 
wer schweigt gibt recht sagt audio 88
ich sage er hat recht.
ich bewundere Angela Merkel für ihr Durchhaltevermögen in der Ukraine Krise. 
17h Verhandlung und
verflucht sei jeder Waffenlieferant und jeder Waffenkonsument
die Männer im Krieg entarten, renaturieren zu Bestien
ob sie parolen brüllen oder Blut fordern oder Frauen schänden
es spielt keine Rolle.
no to that.

no to that. you can't do that.
you should not do that
you shouldn't do that.

--


vorbei die Ruhe
weggefegt wird die vorstellung einer friedlichen gesellschaft
sozialromantischer vorstellungen wie herr wintjes sagte
und ja, das system gebiert wunderbare, kreativ schäumende menschen
aber es fängt sie nicht auf - nur als randgruppen und systemaußenseiter



Montag, 9. Februar 2015

Steam Boy - viel heiße Luft`?

Es ist schon ein Weilchen her, seit unser Kunstlehrer uns das erste Mal erlaubt hatte, Akira anzuschauen. Ich hatte nichts von dem Film verstanden, erinnere mich nur noch daran, dass es ein Zeichentrickfilm war und dass futuristische Motorräder vorkamen.
Im Rahmen eines Filmfestivals sah ich 2004 das erste Mal "Steamboy". 'Nach einer persönlichen Review im letzten Jahr nahm ich erstaunt zur Kenntnis, dass Katuhiro Otomo auch hinter Steamboy steckt.  

Was kann man zu ihm sagen?

Inhalt:

Eine Forscherfamilie in drei Generationen wird gezeigt: Opa, Vater und Sohn, wobei der Sohn die Haupt- und Identifikationsfigur des Films ist. Steckenpferd der Forscherfamilie ist die Dampftechnik. Und worum sich alles dreht ist die Möglichkeit der Speicherung und Komprimierung der Dampfkraft in sogenannten Steamballs. In kleinen runden Ventilkugeln ist soviel Energie gespeichert, dass damit eine ganze Kleinstadteinheit betrieben werden kann. Das wäre nun ja gar nicht so schlimm, wenn der Sohn die neue Technik nicht weiter fortgeführt und ausgerechnet in neue Waffentechnik implementiert hätte. Denn was am Ende mittels eines Steamballs betrieben wird ist nichts geringeres, als eine Art Industrialisierung-Todesstern die im Rahmen der Weltausstellung in London Geld bringen soll und Verwüstung auslöst. Die Aufgabe des jüngsten Spross der Familie ist es, die moralische Entscheidung zum Umgang mit der Hypertechnik zu treffen und sich für die gute Seite zu entscheiden, denn der wahre Handlungskern des Films betrifft die Entwicklung von Waffentechnik und ihren Gebrauch in einer verdreht-imperialisitischen Welt des ausgehenden 19. Jahrhunderts. 

Interpretation: 

Der Film ist also eine Mischung aus "Steam-Punk", Lehrfilm über Industrialisierung und Mechanisierung, Aufklärung über die Klassengesellschaft, Identitäts- und Selbstentwicklungsstudie und Lehrfilm über moralische Verantwortung und Technik-Ethik. Das ist ganz schön opulent und so wirkt der Film dann im Gesamten auch. Dick aufgetragen und irgendwie diffus, weil er doch zuviel herausarbeiten möchte, 
Man kann Parallelen aufziehen zu Hans Jonas "Das Prinzip Verantwortung" und Dürrematts Klassiker "Die Physiker" oder Brechts "Galileo Galilei".





Sonntag, 8. Februar 2015

Traumnovelle - Arthur Schnitzler - Inszenierung an der theaterwerkstatt Würzburg 2015

Ein guter Freund von mir hat mich ins Theater eingeladen und beidem sollte man immer nachkommen, man bereut es nie: Freundschaft zu pflegen und ins Theater zu gehen.
Diesmal also Schnitzlers "Traumnovelle", Wiener Moderne (mit viel Freud) 1925. 


Inhalt: 

Über zwei Akte wurde in mehreren Szenen der Verlauf eines Tags und einer Nacht eines Doktors aufgezeichnet, der frustriert von Frau und Leben in ein erotisch-knisternd-tödliches Abenteuer hineingezogen wird. Dabei schwebt das Stück zwischen Traum und Realität, die meisten Rätsel, die während der Handlung aufkommen, bleiben ungelöst. War es ein Traum oder echt? Der Untergang des Helden, für den sich eine Frau hingibt, damit er leben darf.

Inszenierung. 

Mit lediglich vier Schauspielern wurde das Figurenkabinett Schnitzlers auf die Bühne gebracht. Dabei lassen sich die Gruppen wie folgt gruppieren:
Hauptfigur ist der Doktor, direkt neben ihm steht seine Frau und ein befreundeter Arztkollege. Die restlichen Personen entsteigen dem Dunstkreis der nächtlichen Eskapaden der Hauptfigur: Ein Kostümhändler, seine wahnsinnige Tochter und ihr junger Liebhaber, der gestorbene Landrat, seine Tochter und ihr Ehemann, Miezi (eine Prostituierte), Nachtigal (der "Schleuser"), ein Barkeeper und eine nachtumrauschte Sado-Maso-Gangbang Mitternachtsgesellschaft inklusive einer dubiosen Gräfin "Dubioska" (o.s.ä.).
All diese Figuren wurden von vier Schauspielern gespielt, wobei nur die Hauptfigur den Luxus genießt, "nur" seine Rolle zu spielen. Alle andern müssen wechseln. Rolle, Kostüm und Figur. Dabei war die inszenatorische Entscheidung, ein strenges Stück mit hohem Tempo zu präsentieren. Seien es die Szenenumbauszenen, sei es die Sprache und Sprechweise, seien es die Umkleidepausen oder die Länge der Szenen (wohl keine länger als zwei Minuten) - alles passt zusammen und drängt zuerst immer tiefer in die Verwirrung und dann zum Ende der Handlung hin. Dabei überwiegen dunkle Szenen, eingetaucht - natürlich - in Rotlicht, Blautöne, Dimmerlicht. Definitiv ist die Vorstellung erotisch, den Film kenne ich nicht, aber in ihm ist es wohl auch so. Und definitiv wird der Zuschauer so zum Voyeur.Die Nähe zum venezianischen Maskenball und Larvenmotiv (ein beliebter Topos in der Literatur seit Goethes Turmgesellschaft und ganz groß in der Romantik) gefiel mir gut, ihre dramatische Psychologisierung durch Schnitzler fand ich interessant.
Die Musik im Umbau und manchmal auch in die Szenen hinein untermalte die Stimmungen gut oder transportierte in sie herein. Lediglich ein Fehlgriff: Das meiste war voll instrumental mit tiefen Pianoklängen, bis auf ein Lied, in dem dann auf einmal Gesang einsetzt.

Meinung: 

Die Schauspieler haben alle gut und überzeugend ihre Arbeit gemacht. Insbesondere ist es wohl ein sehr arbeitsintensives Stück für sie: viel Text, viel Umbau- und Umzieharbeit. Was zu spielen war, ist auch nicht jedermanns Sache - für prüde Seelen wäre das nichts gewesen. Insgesamt also (für ein Offtheater): haben sie es bravourös gemacht! Sogar zwei verschiedene Dialekte hat Stephan Ladnar eingebaut, allein dafür Respekt! Auch Lisa Schopf hat eine große, facettenreiche Leistung abgelegt: Prostituierte, Verrückte, Herzgebrochene. Alles drei glaubhaft, plausibel, wirksam.
Die Beleuchtung ist gelungen, insbesondere die "Blitzszenen" im Swingerclub waren für mich sehr wirkungsvoll. Man erkennt - darf sich noch ein Detail raussuchen, und schon ist die Szene wieder vorbei!
Und das Stück selbst ist eine Reise in die Wiener - Pariser - Berliner - Weimarer Republik - Opiumrausch- Nachtschwärm - Exzess- und Experimentgesellschaft und das Gedankengut der endenen Frühmoderne. Nicht jedermanns Sache vielleicht, aber mir hat's sehr gut gefallen!
Vielen Dank für diesen schönen Abend!


Ach ja, eine Parallele fällt mir noch ein - auch "In Schrebers Garten" im Mainfrankentheater ging es tief ins Absurd-Unbewusste hinein, ähnlich faszinierend!