Dienstag, 26. April 2016

Familienglück: Arbeit und Einstellungssache?

Auf Bayern 2 lief unlängst ein Radiofeature über eine Familie in München, die gemeinsam ihren Alltag meistert. Sehr demokratisch, fair und transparent. Es ist möglich.

http://www.br.de/radio/bayern2/gesellschaft/notizbuch/care-pflege-familie-untereinander-100.html

weiterführende Theorie: https://de.wikipedia.org/wiki/Subsidiarität

Samstag, 2. April 2016

Wes Anderson's Werther-Studie: Rushmore und die Leidenschaft.





Max Fischer and Mrs. Cross: Ihre Beziehung und die Entwicklung davon ist die Achse des Films. 

Inhalt:

Der äußerst talentierte Gründer und Vorstand vieler Schulklubs, Max Fischer, sucht nach Aufmerksamkeit Erwachsener. Seine Peers scheint er bis auf einen sehr sehr jungen Mitschüler der Primary School nicht für voll zu nehmen. Dann verliebt er sich in die Grundschullehrerin Mrs. Cross. SPOILER: Außerdem lernt er Herman Blume (Bill Murray) kennen, der sich aber selbst in Mrs. Cross verliebt. Wütend geht Herman in die Offensive und ein kleiner Rosenkrieg entsteht. Max kehrt zurück zu seinem Vater, der Friseur ist, und lernt die neue Bindung zwischen Mrs. Cross und Hermann zu akzeptieren. Nachdem er aufgrund seines impulsiven Charakters von der Elite-Schule in Rushmore geflogen ist, integriert er sich zuletzt in seiner neuen Schule und seinem neuen sozialen Umfeld. 

Kommentar zu Max unter Berücksichtigung der Charaktertypologie des Sturm und Drangs.

Es ist keine einseitige Liebe, die entsteht, aber Mrs Cross nimmt die gesellschaftlichen Konventionen als Grundlage für ihre Handlungsmuster, wohingegen Max ganz und gar individuell und unreflektiert handelt: ein reiner Vernunftmensch, der sich an KEINE Konventionen seiner Umwelt hält. Vernunft im Sinne von Kant "Der bestirnte Himmel über mir und [NICHTS als] das moralische Gesetz in mir".

Scheißegal, was die Konvention sagt. Scheißegal, was die Gesellschaft sagt. Max empfindet reine Liebe und verabsolutiert sein empfinden. Wenn er nur auf sein Herz hört, warum tut es Mrs Cross nicht auch, scheint er sich zu fragen. Diese junge und ungestüme Liebe führt zu einem zynischen Rosenkrieg mit dem vorherigen ebenfalls viel älteren Freund, gespielt von Bill Murray. Und sie muss lernen, diese Liebe. Max entwickelt sich. Er nimmt die Schule ernst, er respektiert die platonische Beziehung zu Mrs. Cross, er öffnet sich einer Gleichaltrigen, für die er überhaupt keine Augen hatte. 

Neben der Entwicklung von Max, der Hauptfigur des Films ist, und seiner jungen, leidenschaftlichen Liebe, handelt der Film aber auch von anderen Lieben, die Bewegung in die Menschen bringt: Eine neue Liebe bei Herman Blume (Bill Murray) neben einer verloschenen Liebe und eine suchende Liebe nach einer durch den Tod des Partners beendeten Liebe bei Mrs. Cross (Olivia Williams) und die verschüttete Liebe zwischen Vater und Sohn in Max Familie. Sie alle gehen das Martyrium der Liebe durch, um ihre Lektionen zu lernen und einen respektvollen Umgang miteinander zu finden. 
Und im Gegensatz zu einem klassischen Sturm und Drang- Charakter entwickelt sich Max. Seine Leidenschaft wird nicht die "Krankheit zum Tode". Sie reift. Er streift sie ab. Lässt sie hinter sich, so dass sie ihn nur noch wie sein Schatten begleitet. 
Der Film ist also eine Studie über den Umgang mit den eigenen Emotionen. Max, der Steigbügelhalter für eine neue Beziehung wird, verlässt das Stadium des Zorns, der Wut und Trauer. Er geht versöhnlich und konstruktiv mit seiner Niederlage auf dem Schlachtfeld der Liebe um. 


Psychoanalytische Interpretation

Die Unmenge an Hobbies und Klubs von Max und seine Theaterambitionen lassen sich als Kompensation zum Verlust der Mutter in der frühen Kindheit (7 Jahre alt) interpretieren. Er baut sich eine Scheinwelt auf als Refugium. Die reife Frau, in die er sich verliebt, steht zwischen Mutter und Geliebten. Sie kann also als Mutterersatz gedeutet werden. Ähnlich ist es bei Mrs. Cross: auch sie hat ihren Partner durch den Tod verloren. Sie sucht Kompensation, einen neuen Partner. Dabei landet sie über den Umweg von Max bei Herman Blume.