Donnerstag, 9. Mai 2019

Der Prinz von Homburg - Mainfranken-Theater : entstaubter Klassiker

Inhalt:

Rahmensituation:
Der Prinz Albert von Homburg ist ein junger, draufgängerischer, voll Lebensgeist steckender Teil des antischwedisch operierenden Militärcorps unter der Führung des Kurfürsten. Wir befinden uns im Zeitalter des Feudalismus und des Dreißigjährigen Kriegs. Eine Schlacht steht bevor, der Kurfürst schart seine Generäle - du denen der Prinz gehört - um sich, um die Strategie zu besprechen.

Binnenhandlung:
Der junge Prinz ist allerdings Schlafwandler. Der Fürst und einige andere Generäle bemerken dies und greifen in sein Schlafwandeln ein: Sie nähern sich ihm und haben auch die Tochter des Kurfürsten, Natalie, im Gepäck.
Der junge Albert festeht Natalie, der Tochter des Fürsten, im Traum seine Liebe, der Fürst und die anderen wiederum machen sich einen Scherz daraus, ihm einen Handschuh von Natalie in die Hand zu drücken und entfernen sich, bevor er aufwacht. Auf gut Deutsch: Sie spielen dem armen, verliebten Schlafwandler einen Streich, so dass er verdutzt aufwacht mit einem Damenhandschuh in der Hand und seltsamen Erinnerungen.

In der nächsten Szene trifft sich der Generalstab und die Generäle werden instruiert, wie sie sich bei der Schlacht zu verhalten haben. Albert ist bei den Reitern eingeteilt. Er soll lange warten, bis er ein Signal hört, um dann mit der Kavallerie einzugreifen. Da Natalie bei dieser Ratsitzung allerdings auch zugegen ist und ihr ein Handschuh fehlt, ist er vollkommen neben sich und hört den Anweisungen kaum zu.

In der darauffolgenden Schlacht treibt ihn sein junges Gemüt dazu, in die Schlacht einzugreifen, bevor das Signal kommt, auf dass er warten sollte. Die Schlacht wird zwar gewonnen und auch der Kurfürst überlebt. Allerdings ist dieser stinksauer auf den jungen Prinzen, weil er die Order missachtet hat. Er lässt ihn verhaften und vor das Kriegsgericht stellen, das die Todesstrafe verhängt.

Die Handlung ist nun in vollem Gange: Zum einen wird gezeigt, wie sich Albert entwickelt. Sein junger Geist, der glaubt, unbesiegbar zu sein und meint, dass ihm der Kurfürst diesen einen Ausrutscher schon verzeihen werde, zerbricht am bevorstehenden Tod. Er wird klein und verzweifelt,  bittet bei Natalie und der Frau des Kurfürsten um Unterstützung, bevor er sich - ganz gemäß den Konzepten "edler Einfalt und stiller Größe" folgend zuletzt über den Tod erhaben erheben möchte, seinen Fehler einsieht und ganz distanziert und entrückt von sich selbst sein Schicksal annehmen möchte.
Zum andern wird der Werdegang Natalies gezeigt und wie sie Fürsprache für den jungen Prinzen beim Vater, dem Kurfürsten, leistet. Es ist der Kampf einer jungen Frau gegen einen starken Vater in einer militaristischen, patriarchischen Gesellschaft, den sie durch Strategie, Aufrichtigkeit und Mut gewinnt. Der Kurfürst unterzeichnet ein Pardon.
Eine weitere Entwicklung ist das Verhalten des Heeres nach der Verurteilung Alberts. Er ist beliebt bei den Truppen und Generälen, so dass diese eine Bittschrift erlassen und alle darunter unterschreiben. Ein Aufstand liegt in der Luft.

Die Spannung entsteht daraus, dass man als Zuschauer nicht weiß, welcher Schachzug den Prinzen retten wird und welcher nicht. So ist der Kurfürst zwar bereit, das Todesurteil sein zu lassen, nachdem Natalie darum bittet. Aber kann nicht der Prinz mit seinem ungestümen Verhalten, dass dem Kurfürsten so gar nicht in seine Vorstellungen von Gehorsam passt, nicht doch noch alles kaputtmachen? Wie ist es mit der drohenden Rebellion der Truppen? Kitzelt sie nicht noch mehr die Härte des Despoten heraus?

Am Ende lösen sich die Fäden, die alle zunächst parallel und dann zusammenlaufen - in Form einer Katastrophe! Der Prinz wird in vier Teile gerissen. Hah, wenn du das gelesen hast, bist du mir auf den Leim gegangen: Alle treffen sich zu einem versöhnlichen Ausflug im Park und der Kurfürst sieht auch seine Schuld ein, indem er den Prinzen mit seinem Schabernack während dessen Schlafwandelei dazu brachte, dem Kriegsrat so unaufmerksam zu folgen.

Schlagwörter für dieses Stück:
Fürsprache, Gnadengesuch, Befehlsgewalt, Hierarchie, Militärorder

Zur Inszenierung:

Die Inszenierung war sehr bühnengewaltig! Als Musik wurde Pink Floyd gewählt - atmosphärische Liedausschnitte ohne Gesang, Licht Nebel und dunkel-kalte-silbrige Farben brachten die Traumatmospäre des ganzen Stücks besonders eindrücklich auf die Bühne. Das Schauspiel-Ensemble glänzte! Ein toller Theaterabend!