"Lightning bolts and man's hand" |
Gryphius und Hymie's Basement - kann man das vereinen?
Dank der Rezeptionsästhetik als neuparadigmatischer REligionsversuch im Diskurs der Kunst- und Kulturwissenschaften: Ja! ...wenn man gut begründen kann. Und wie komme ich auf die Verbindung?
Ich lese gerade für eine Prüfungsvorbereitung Gryphius, Leo Armenius, enstanden um 1646/47, also noch vor dem Ende des dreißigjährigen Krieges.
Was das Stück imposant macht, ist das Gefühl des Ausgeliefertseins, das die Protagonisten dem Leser vermitteln. Die Figuren sind höheren Mächten ausgeliefert und einer unberechenbaren, kriegsbedrohten Umwelt.
Zugegeben, der Einfall kam mit einem anderen Song der Hymies Basement, in dem es um die molekulare Wiedervereinigung von "Feinden" nach dem Abwurf einer Wasserstoffbombe geht (21st Century Popsong).
Und über das mentale Bild der Wasserstoffbombe kam ich auf das geniale Video zu diesem genialen Song "Lightning bolts and man's hand", in dem man die Erkundungstour einer Katze durch ein verlassenes Einfamilienhaus betrachtet. Eine leere Welt ist zu sehen, begonnen mit Weizenfeldern, Strommasten und allem anderen aus der Stadtperipherie. Dann geht die Kamera hinein in die Stadt. In leere Straßen und Parkhäuser und man fragt sich, was es mit den stummen Bildern zu der ruhig-melancholischen Musik auf sich hat. Die Kamera fährt hin zu dem leerstehenden Familienhaus, und dann kommt die Katze ins Bild, die von nun an unser Welterkunder wird. Dann öffnen sich die Bilder und geben die Geschichte, die sie in sich tragen, preis.
Du klufft der
ewigkeit vnß vnd die Mörder eyn!
Wir irren /
nein nicht sie! nur vns / nur vns alleine /
Sie auch! doch
fern von vns / wer weynen mag der weyne.
Der Augen quell
erstarrt / wie ists! wird vnser Hertz
In harten stahl
verkehrt? rückt vns der grimme schmertz /
Das fühlen auß
der Brust? Wird vnser leib zur Leichen?
Komm wo der
Wetterstrahl / das Haupt nicht wil erreichen:
Wo fern die
Erde taub: kom du / gewündschter todt!
Du ende
schwartzer angst! du port der wilden noth!
Wir ruffen dem
vmbsonst / der die betrübten meidet:
Vnd nur den
Geist antast der keine drangsal leidet /
Komm't jhr! jhr
Mörder komm't. Vnd kühlt den heissen mutt
Die
hell-entbrandte rach' / in dieser adern blutt.
(Theodosia nachdem ihr vom Mord an ihrem Gemahl Leo Armenius berichtet wird)
Vielleicht ist es nur ein Teil dieser Zeilen, der mich berührt. Erst der Anfang: "Wer weynen mag, der weyne...wird unser Herz in harten Stahl verkehrt?" ist es nicht so, dass wir stählernen, "Erwachsenen" nichts mehr fühlen?
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