Ein Freund hat mich mitgenommen auf die Premiere eines Stücks im Würzburger Theater am Neunerplatz. Wenig vorbereitet kam ich der Einladung nach. Ich wusste, dass es um den Teufel geht, der in Moskau einen Ball veranstalten mochte. Mehr aber nicht. Umso erstaunlicher ist dann das Stück nach einer Romanvorlage von Michail Bulgakov für mich gewesen. Jetzt wo ich auch darum weiß, dass das Stück als Meisterwerk der russischen Literatur des 20. Jahrhunderts gehandelt wird, wundert mich das nicht mehr. Ein exzellente Inszenierung eines kleinen Laientheaters!
Die Handlung
Ein Schriftsteller ("Meister") arbeitet im sozialistischen Russland an einem Roman, in dem er sich mit Pontius Pilatus beschäftigt. Er vollendet das Werk, doch die Zensur und der Verleger verderben dem "Meister" die Früchte seiner harten Arbeit. Dies stürzt Meister in eine Depression und um seine Liebste vor sich selbst zu schützen, lässt er sich selbst in eine Psychiatrie einweisen. Gleichzeitig kommt der Teufel als Professor Wolan in die Stadt. Er sorgt mit seinem Gefolge für Chaos und trifft dabei auch auf die Liebste des Meisters, Margarita. Dieser ermöglicht er es wieder mit dem Meister zusammenzukommen.
Eine zweite Handlungsebene beschäftigt sich mit dem Roman des Meisters. Darin wird die Verurteilung Jesus anders dargestellt als im Evangelium. Jesus durchschaut die Einsamkeit und Angst, die eigentlich hinter dem rohen Auftreten des Statthalters dessen Herz gefangenhalten und sein Leben regieren, was Pontius durchaus dazu bewegt, Jesus straffrei zu lassen. Doch aufgrund des Tatbestands der Majestätsbeleidigung, die Jesus ebenfalls vorgeworfen wird, "muss" Pontius Pilatus diesen verurteilen. Muss er wirklich? Dies ist der entscheidende Moment des Stücks und das exzellente und exemplarische: Nein, aus Feigheit, wie er sich später selbst vorwirft, verurteilt Pilatus und verbannt damit das Gute von der Erde. Dennoch spricht er sich auch vor dem hohen Priester, weil Paschafest ist und ein Verurteilter begnadigt werden darf, für Jesus aus. Doch er kann sich nicht durchsetzen und der Gefangene Baraban wird begnadigt. Dies belastet Pilatus enorm und er lebt ein ruheloses Leben.
Die Handlungen vermischen sich. Margerite geht einen Pakt mit dem Teufel ein und kommt dadurch wieder mit ihrem Meister zusammen. Und da Pilatus in der Hölle gelandet ist und der Meister auch im Infernalen umherziehen kann, kann dieser Pilatus dort von seinen Qualen erlösen.
Die Inszenierung
Es hat nicht viel gebraucht und doch wurde massig daraus geschaffen. Tolle Kostüme mit Farbsymbolik für die Archaische Zeit und das junge Russland sowie für die Gestalten aus der Hölle, brillantes Schauspiel, in dem die Schauspieler sich wirklich viel abverlangen (stimmlich! Mimik! Gestik!), eine kleine Bühne, die durch einen Kastenwagen enorm viele unterschiedliche Settings darstellen konnte (Quasi Minidrehbühne), Musik von einem kleinen Streicherensemble kombiniert mit Projektionen und elektronisch produzierter Musik - all das verschmolz zu einem enorm engagierten meisterhaften Theaterabend, der die Messlatte für "Laientheater" in Würzburg enorm hochhebt und sich wirklich in keiner Weise auch nicht vor "großen" Inszenierungen verstecken muss. Alle Achtung, Chapeau und Gratulation!
https://neunerplatz.de/produktion/der-meister-und-margarita/