Dienstag, 13. November 2018

Midnight in Paris - phantastisch im Nachgang!


Gil und Inez vor dem Motiv der berühmten
Seerosen von Monet
Woody Allen führte Regie und schrieb das Drehbuch dieser romantischen Filmnovelle, poetisch aber auch sehr stereotyp.

Inhalt:

Ein junges Päarchen in der Hochzeitsvorbereitung ist zusammen mit den Eltern der Braut in Paris, der Stadt der Liebe in Frankreich im Urlaub. Der männliche Protagonist, Gil, ist Schriftsteller, sie, Inez, ist Zicke. Er, Gil, arbeitet an einem Buch über einen Nostalgieladen, sie, Inez, geht shoppen mit der Mutter.
Zufällig trifft das Päarchen auf ein der Braut bekanntes Päarchen, das sehr unternehmungslustig ist. Zudem ist der Mann, Paul, in dieser Konstellation sehr belesen, wie es scheint, und hat eine Gastvorlesung in der Sorbonne - der perfekte Reiseführer also! Sehr schnell kristallisiert sich heraus, das Gil Paul nicht sympathisch findet. Als die junge Gruppe nach einer Weinprobe noch gemeinsam feiern gehen möchte, sondert Gil sich ab. Auf dem Rückweg verläuft er sich ein wenig und bleibt auf einem Treppenabsatz  zum Ausruhen sitzen.
Gil, Inez, Paul und seine Frau
Auf einmal, während des Glockenschlagens zur Mitternacht, schleppt sich ein Oldtimer aus den 20gern die Straße hoch und die Insassen motivieren Gil, einzusteigen. Dabei handelt es sich um niemand geringeren als F. Scott Fitzgerald und seine Frau - Starschriftsteller der 20ger.
Ab diesem Moment hat Gil eine Art Schleuse in die 20ger gefunden, sein eigenes "goldenes Zeitalter", und Abend für Abend trifft er seine Idole und Inspirationsfiguren.
+Spoileralarm
Es kommt, was kommen muss: Gil und Inez entfremden sich immer weiter, Gil verliebt sich in Adrianne, die Geliebte Picassos und Hemingways, mit der er selbst eine Zeitreise in die "belle Epoque", das Paris der 1890-1900 erlebt und unter anderem die Impressionisten und Expressionisten Gauguin, Lautrec und Degas und  trifft. Im Gegensatz zu Gil beschließt sie, in dieser Zeit zu bleiben. Gil kehrt zurück, weil er sein Verhalten als eskapistisch und als "Goldenes Zeitalter" Syndrom begreift. Sein Verdacht, dass Inez in der Zwischenzeit etwas mit Paul hat, bestätigt sich und er trennt sich von ihr. Dennoch endet der Film hoffnungsvoll, weil Gil eine Verkäuferin vom Flohmarkt wiedertrifft. Gemeinsam laufen sie durch Paris, es fängt an zu regnen, um im Gegensatz zu Inez liebt die Flohmarktverkäuferin Spaziergänge im Regen.


Gattungsanalyse:

Die These: Es handelt sich um eine komödienhafte, romantische Novelle, denn eine Novelle hat laut Goethe einen unerhörten, seltsamen Moment und der liegt darin, dass die Hauptfigur, Gil, mitternachts auf unerklärliche Art und Weise in das Paris der 20ger Jahre des 20. Jahrhunderts gelangen kann und dort die Kulturelle Creme de la Creme antrifft: Picasso, Hemingway, Gertrud Stein, T.S Eliot, F.Scott Fitzgerald. Eine Binnenhandlung und eine Rahmenhandlung gibt es ebenfalls, denn Gils Ausflüge in die Vergangenheit sind eingebettet in den Parisurlaub des Paares und ihrer Eltern.
Die Liebe erwacht beim Spazierengehen
Die unerhörte Begebenheit hat außerdem oft eine entscheidende Funktion für das Leben der Protagonisten, quasi eine schicksalshafte Bedeutung. In diesem Fall führt die unerhörte Begebenheit die Hauptfigur hin in die Krise, sie verändert sein Leben. Das ist von Anfang an zu erwarten, denn um die Beziehung der Verlobten in der Gegenwart steht es eh nicht gut: Unterstützung - Fehlanzeige. Verständnis? Fehlanzeige. Gemeinsame Interessen? Fehlanzeige. Konsequent, dass diese Beziehung ins Straucheln gerät.
Das romantische an dem Film ist, dass es hauptsächlich um Liebe geht. Gil muss sich erst selbst finden, seine Gefühle werden kräftig durcheinander gebracht und er muss lernen, dazu zu stehen. Komödienhaft wird der Film dadurch, dass es zu einer Verstrickung kommt - die neue Liebe, die so schlecht zur geplanten Hochzeit passt und das beinahe Auffliegen dieser Verliebtheit. Auch komödienhaft ist, dass sich die Verstrickung zuletzt in einem Happy End auflöst - auch wenn es zunächst zur Katastrophe kommt, weil Gil und Inez sich trennen.

Stereotypen:

Paris - Stadt, der Liebe und alle Frauen in Paris sind hübsch
Gil - der romantische, verträumte, verdatterte Schriftsteller

Samstag, 10. November 2018

Amar (2017) - ein mutiger Film über die Liebe

Endlich mal wieder ein Film aus einer anderen Kultur...
Die Liebe, die Liebe, was ist das, die Liebe?
Die volle Hingabe an einen anderen Menschen bishin zur pathologischen Selbstaufgabe?
In dem spanischen, künstlerisch angehauchten Film geht es um ein junges Liebespaar am Zenit und in der Krise. Ein Junge mit nicht so großem Selbstbewusstsein und seine Liebe.
Unschuld am Anfang und Verstrickungen in Schuld, fehlender Mut, falsches Vertrauen, große Schmerzen und große Enttäuschung.
Hach, die Liebe, was ist die Liebe?
In symbolträchtigen Bildern hinterfragt das der Regisseur, wo Liebe Grenzen hat und stecken sollte.
Nicht einfach, leidenschaftlich und leidvoll aber mit Substanz!