Montag, 20. November 2023

Polizeiruf 110 : "Ronny" oder "Das Böse der Jugend"

Wer erzieht Kinder? Wer erzieht den Menschen? Und wie kommt das Böse in die Welt? 

Der letzte Polizeiruf 110 wirft diese Fragen auf, ohne sie zu beantworten. Gordon ist der Täter. Sein Motiv - er weiß es selbst nicht. Warum er es getan hat? Er weiß es selbst nicht. Er sollte sich traurig fühlen oder schuldig, meint er in der Abschlussszene. Aber irgendwie finde er die Situation einfach nur komisch."

Wir haben die Frage diskutiert. Immer wieder ist es gut, mit anderen Menschen zu reden. Es inspiriert und hilft weiter. Denn ja, der Fernsehkrimi ist sehr nah am Puls der Zeit. Louisa, 12, wird von zwei gleichaltrigen Freundinnen ermordet. Wie kann so etwas passieren? 

Wir haben das diskutiert. Privat und in der Schule. Vier Faktoren sind uns eingefallen. 

1. die Eltern 

2. das Umfeld (Peer-Groups) 

3. der Staat (Schule, Heim, Kindergarten) 

4. die Medien.


@1: Was nun, wenn die Eltern "schlechte" Erzieher sind, weil sie entweder keine Zeit für die Kinder haben oder selbst keine Ahnung von "guter" Erziehung, also pädagogisch wertvoller Erziehung haben? Alleinerziehend, überfordert, gewalttätig... Und wenn das eine ungute Ehe eingeht mit unkontrolliertem Zugang zum Internet. Wenn die Eltern "bildungsskeptisch" sind oder den Staat unter Generalverdacht haben? 

@2: Das Umfeld - nun, das kann so oder so ausgehen. 

@3: Der Staat - so wie ich es erlebt habe, versucht er Wertevermittlung zu betreiben und auszuglätten oder aufzufangen, was nur geht. Ich zitiere eine Lehrerin, die ich kennengelernt habe, als ich an einer Förderschule gearbeitet habe: "Vergiss nicht, manchmal sind wir die einzigen, die den Kindern heute ein Lächeln schenken". 

Ich habe aber auch schon in einem Wohnheim gearbeitet und Sozialarbeiter erlebt, die unflexibel und phantasielos Dienst nach Vorschrift abgeleistet haben und mehr nicht. Mehr oder weniger pädagogisch reflektiert und sich einer Aufgabe oder Rolle bewusst. Aufseher, keine Pädagogen. Die schlimmste Mitarbeiterin hatte die Zeit dort tatsächlich als eine Art "Krieg" interpretiert. Wow, so etwas lernt man an an der Hochschule?!

@4: Die Medien: Hier muss sich etwas tun. Zu meiner Kindheit hatten wir kontrollierten Zugang zu den Medien: Sesamstraße, Gemeinsam Tierfilm am Samstag Abend, die Augsburger Puppenkiste, gemeinsam VHS Kassetten, geregelte Fernsehzeiten, eine Art Schloss am Fernseher oder eine versteckte Fernbedienung. Klar haben wir das irgendwie geknackt, aber trotzdem. Uns war klar, dass wir nicht einfach konsumieren dürfen, was wir wollen. Dass es eine Kontrolle gab. Und selbst wenn wir etwas schauen konnten, dann war das in der Regel kindgerecht und pädagogisch wertvoll (Captain Planet, Power Rangers, Batman oder heimlich Knight Rider). Ich hatte quasi keinen eigenen Fernseher. 

Jedes Kind, das ein Smartphone hat, kann theoretisch auf YouTube, TikTok, Snapchat etc...und sich ALLES reinziehen. Explizit meine ich damit kinderungerechte Szenen. Exekutionen. Schwer verstörende Inhalte oder zynische Gehirnwäsche schlechter Vorbilder. 


---

https://www.daserste.de/unterhaltung/krimi/polizeiruf-110/sendung/ronny-100.html