Freitag, 25. Oktober 2024

Das schweigende Klassenzimmer - Mainfrankentheater. Dokumentartheater über Staatsterror in der DDR

Ist es ein Verbrechen, wenn ein Volk sich erhebt und über sein Schicksal selbst entscheiden möchte? 

Oft kam das vor: 1789 die französische Revolution, 1524/25 die Bauernaufstände, 1848 die Revolutionen im Deutschen Reich und vielen anderen französischen Staaten. Immer gilt es eine erdrückende Obrigkeit abzuschütteln. Dieses Momentum der Geschichte setzt sich auch im Zeitalter der Blockbildung weiter. 

1953 der Arbeiteraufstand in der DDR, 1956 kommt es zum Volksaufstand in Ungarn und 1968 zum Prager Frühling. In den meisten Fällen lagen Recht und Gerechtigkeit auf der Seite der Aufständischen. Und so empfanden es auch einige Schüler der 12. Klasse der Oberschule Storkow, einem kleinen Örtchen in der Provinz südöstlich von Berlin. Angesicht der N
achrichten vom Niederschlagen des Aufstands durch den Warschauer Pakt organisieren sie für sich eine kurze Schweigeminute, um der Opfer zu gedenken. 

Der Lehrer meldet dies weiter, der Direktor meldet dies weiter und das Ministerium für Staatssicherheit beginnt seine Arbeit als "Schild und Schwert der Partei" aufzunehmen. Im Klartext: Verantwortliche werden gesucht und sollen mundtot gemacht werden. Es kommt zu diversen Befragungen durch den Lehrer, den Direktor und schließlich einen Stasi-Beamten. Doch die Klasse schweigt. Alle und niemand haben intuitiv gehandelt. Um Druck aufzubauen wird eine Kollektivstrafe ersonnen. Wenn niemand die Namen der "Rädelsführer" preisgibt, dann würde die Klasse eben nicht zum Abitur zugelassen werden. Doch das Druckmittel verpufft angesichts der Freiheitsliebe und moralischen Sicherheit der Klasse. Dafür wissen die Schüler jetzt mit absoluter Sicherheit, dass es sich bei der zu liebenden DDR eben nicht um einen volksnahen Staat handelt. Sie beschließen zu fliehen, in den Westen, in die BRD. 

Diese wahre Geschichte hat Dietrich Garstka als Betroffener dokumentiert und aus den Dokumenten wurde ein dokumentzaristisches Theater. Die Inszenierung am Mainfrankentheater konnte sich sehen lassen. Schauspiel, das Verlesen von Dokumenten oder Einspielen von "RIAS"-Meldungen wechseln sich ab. Ein Spannungsbogen wird aufgebaut und ein symbolträchtiges Schlussbild gefunden. (SPOILER). Seit wann gab es denn Laubbläser in der DDR ;) Dem Ensemble gelingt es die bedrückende und ernsthafte Thematik gerecht einzufangen und angemessen damit umzugehen. Natürlich ist das nicht immer das unterhaltsamste Theater, verglichen mit eben anderen Stücken. Aber gerade diese Stücke braucht es, um die Erinnerung an die hanebüchnen Methoden von Faschistischen, diktatorischen aufrecht zu erhalten. 

Herausragend wieder einmal Georg Zeies als autoritärer Lehrer.