Montag, 8. März 2021

How bizare, how bizare: The Square

The Square hält der Welt der modernen Kunst in einer Art Mischung aus Wes Anderson gepaart mit Chaques Tati  (Absurdität) und einer Brise Jim Jarmusch (elegante Handlungsarmut und Kunstsinn) den Spiegel vor und entwickelt im Abgang ein hervorragendes Schmunzelvergnügen mit unerwarteter Feinfühligkeit und Bildern, an die man sich erinnert. 



Story (angespoilert und interpretiert) 

Die Geschichte ist schnell erzählt (Spoiler): Der Museumskurator Christian stümpert vollkommen unfähig und narrenhaft durch sein nicht vorhandenes Privatleben, dass voll und ganz durch sein Kunstleben bestimmt ist. Im Rahmen einer Ausstellung zu einem Kunstwerk mit dem Namen "The Square" kommt eine lose Aneinanderreihung von Szenen, die alle direkt darum oder in deren Dunstkreis passieren. So ist ein Handlungsstrang die Vermarktung des Museums und der Ausstellung durch ein gerissenes, junges PR-Duo, das ein an Geschmacklosigkeit kaum zu überbietendes Skandal-Werbevideo produziert, das veröffentlicht wird, ohne das Christian es als leitender Kurator einmal gesehen hat.


Denn der stümpert rum mit einer britischen Journalistin, die einen Affen im Apartment wohnen hat (warum?!), mit seinen beiden Töchtern (über die Mutter erfährt man nichts) und mit einem bizarren Diebstahl, bei dem ihm Handy und Geldbeutel abgenommen werden und denen er mithilfe seiner anderen Stümperfreunde hinterherstümpert. Am Ende geht natürlich alles in die Hose, aber im Wort Krise steckt bekannterweise - zumindest im Chinesischen - auch die Chance und so stoßen die Ereignisse und Verstrickungen in Christian eine Entwicklung an. Vom Saulus zum Paulus, einer, der auszog, das Lieben zu lernen...

 

Besonderheiten 

Der Film lässt viele Dinge im Vagen und Offenen (Wo ist die Mutter? Warum der Schimpanse? Was ist mit dem kleinen Junge am Ende passiert?) und bei aller Plumpheit, die ein erstes Seherlebnis mit sich bringt - gerade die "berühmte" Szene mit dem Performance Act des Gorilla-Künstlers, der out of control gerät, - so hat der Film doch auch einen fein gestrickten, doppelten Boden, eine zarte Symmetrie, die einem nicht entgehen sollte:
Christian sucht am Ende das, was "The Square" auch geben möchte: Das Himmelreich auf Erden - wo nach Sartre "die Hölle" auf Erden ja "die anderen sind". Der Inhalt und die Anklage des PR-Videos, dass erst ein armes Kind zu Schaden kommen muss, um die Menschlichkeit der versnobten Kunstwelt zu wecken, entspricht Christians Erlebnis mit dem "Ich mache Chaos mit Dir"- Jungen aus den Hochhausghetto. Erst der Unfall im Treppenhaus weckt Christians eigene Menschlichkeit auf, was eindrücklich in dem mehr einem wütenden Gorilla ähnelnden im Müll nach der Telefonnummer im Regen wühlenden Christian auf die Leinwand gebracht wird. 

Faszinierend und bleibend auch die Figur Christians.

Allein seine verschrobene Diktion. Christian steht als Sinnbild für die Kunst in der Realität: Ein Fremdkörper, der sich über die Dinge wundert, aber auch außerhalb von diesen steht und sich auf arrogante Art und Weise von der profanen Wirklichkeit abgrenzt. 


 



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