Samstag, 1. September 2012

THE GINKO BED (1996)

Auf dem Flohmarkt ist mir die DVD der "Initialzündung für das koreanische Kino" in die Hände gefallen: The Legend of Gingko. Über Gingko weiß man, dass Goethe sich dafür interessiert hat und dass Gingko als der Lebensbaum gilt. Angeblich soll Gingkoextrakt ja gesund sein. 

Der Inhalt: 

In früher Vorzeit eroberte der Kampffürst Hwang ein benachbartes Territorium und verliebt sich in Mi Dan. Diese verliebt sich aber nicht in ihn, und obwohl er mehr als 1000 Tage wartet, bleibt seine Liebe unerwidert. Dies liegt daran, dass Mi Dan schon unsterblich in den Musiker Su Hyong verliebt ist und sich ihm gegenüber ihre Treue bewahrt. Ein Fluchtversuch der beiden Liebenden scheitert und schließlich bringt Hwang Mi Dan auch noch um. Weil die Götter Mitleid mit den beiden haben, verwandeln sie die Liebenden in zwei beisammenstehende Gingkobäume, die in allen Jahreszeiten nebeneinander leben können. Doch auch Hwang bleibt ruhelos und darf als Adler weiterleben. Und natürlich akzeptiert er den Frieden der beiden in keinster Weise. 

Su Hyong lebt in einer Reinkarnation auch in der Gegenwart des modernen Seouls der späten 90ger. Dort ist er Maler und mit einer Ärztin in einer glücklichen Beziehung. In diese heile Welt bricht die Vergangenheit ein, und Su Hyong muss erstmal von seiner eigentlichen Identität erfahren. Denn zuerst hat er nur Träume und Visionen, die er nicht zu deuten weiß. Er folgt ihnen dennoch in seiner Realität und findet zum einen ein Gingkobett, dass er kauft (->titelgebend), zum andern sieht er Traumbilder von Mi Dan, ohne sie sofort wiederzuerkennen. Über einen alten Schreiner erfährt er schließlich den Ursprung seiner selbst und allen Leidens, den im Kern handelt es sich bei der Geschichte um den Kampf von zwei Männern um eine Frau. 

Zur Form:

Dies ist zum einen im Stil der 90ger Jahre, zum andern im koreanischen Stil dargestellt: Grell, mit bunten Specialeffekt in den Kinderschuhen (Überblendungen und Animationen) und der Liebe zum Feuer. Außerdem sucht der Film den großen Pathos. Pathos heißt ja "mit großer Leidenschaft/ mit großem Schmerz", und davon gibt es reichlich insbesondere und auch in der Musik. Gerade Hwang ist ein stiller und manchmal sehr laut Leidender, der unsterblich verliebt ist und aus dem, da diese Liebe niemals erfüllt werden kann, sein Schmerz, seine Wut und sein Hass immer wieder laut und auch gewalttätig herausbricht. 
Was an dem Film erschüttert, ist das Einbrechen von ziemlich expliziter Gewalt mit Splatteranleihen an mancher Stelle und ziemlich viel Kunstblut. Man muss schon das Herausreissen eines Herzens oder eine Enthauptungsszene gesehen haben, um damit klarzukommen. 
Wie wirkt der Film? Das ist eine Gemütsfrage. Die einen werden ihn albern, übertrieben, pathetisch und kitschig finden. Andere, die gerade das anspricht, episch, stilvoll, schön und still leidend. Auffällig ist in jedem Fall die schöne Musik. Sie besteht meistens aus sehnenden Streichersätzen und effektvoll darübergesetzen Kayagum-Melodien ("Wölbbrettzitter"). 
Der Film endet quasi auch mit einer Homage an dieses Instrument und an die Fähigkeit der Musik, Erinnerungen abzuspeichern und ewig zu machen (Man denke auch an den europäischen Orpheus-Mythos): Man sieht den inzwischen alleine zurückgebliebenen Su Hyong, wie er auf der Kayagum spielt, während die wichtigsten Szenen aus dem Film noch einmal in einer Einblendungssequenz Revue passieren. 

Fazit
Ein Film für Menschen, die sich auf fremdartiges Einlassen können und keinen allzu hohen Anspruch auf visuelle und schauspielerische Höchstleistung legen. 

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