Dienstag, 9. Oktober 2012

"So finster die Nacht" (Alfredson, 2008)

Traurig schaurig-schönes Bildspektakel...Nichts für schwache Nerven.

Der kleine Schüler Oskar und seine Mutter

Wer dieses Bild länger betrachtet, kann erahnen, wie der Film ist. So fesselnd, schön, traurig und wütend, wie die Augen des kleinen Oskars einen anschauen, so läuft auch der Film an einem vorbei. Eines fehlt aber auf diesem Bild: das Blut. Und blutig und brutal geht dieser Streifen bis(s) unter die Haut.

So finster die Nacht lautet der Name von Thomas Alfredsons 2008 erschienenem schwedischen Horror-Drama.
Die Geschichte ist schnell erzählt. Oskar, ein kleiner von seinen Mitschülern drangsalierter zwölfjähriger Junge, lernt die kleine Eli in der winterlichen Schneewüste irgendeiner schwedischen Einöd-Mittelgroßstadt kennen. Was er nicht weiß ist, dass es sich bei der kleinen Eli um eine Vampirdame handelt und dass er sie deswegen auch nur abends auf dem Spielplatz antrifft. Zwischen beiden entspinnt sich eine sanfte, von gegenseitigem Respekt und echtem Interesse getragene Liebesgeschichte, während Oskar lernen muss, sich auf dem Pausenhof zu verteidigen und während Eli töten muss, um ihren Blutdurst zu stillen.
Der Film ist um einiges komplexer. Neben den Hauptfiguren gibt es noch viele andere, alles miteinander eigene Figuren, die vereint, dass sie alle in der selben tiefen Trostlosigkeit des Schwedischen Winters/ihrer Existenz stecken.
Eli ist zwar freundlich  aber doch auch zum Töten verdammt. Sie ist Opfer ihrer eigenen blutgierigen Natur, deren Herkunft dem Zuschauer vorbehalten bleibt. Sie will nicht töten, so scheint es und so vermittelt sie es auch Oskar, sie muss es. Gegen diese beschönigende Sichtart der Figur spricht freilich, dass Eli bereits mit Oskar anbandelt, während ihr alter Lover noch freiwillig für sie Menschen Schächten geht, bis er es selbst nicht mehr aushält, sich verstümmelt und sein Leben, das eh nur noch der Schatten einer Existenz war, Eli zum Opfer bringt. Man muss kein großer Pessimist sein, um zu sehen, dass auch Oskar dieses Schicksal blühen könnte. So ist der Film in seiner Struktur ein trauriger Zyklus, ein grausamer Zyklus, der erst mit dem Tod, Mord oder Selbstmord der kleinen Eli enden würde.

All dies und viel mehr - Referenzen auf die Vampirmythologie in feinster Bild- und Ideenumsetzung, kriminalistische Spannung, nervenaufreibender Horror - erwarten den Betrachter dieser nachhaltigen Vampirgeschichte, die unter die Haut geht.  

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