Why? ist viel mehr als Yoni Wolf und vielleicht eine der besten Livebands, die gerade den Planeten umkreisen
Das neue Albumcover drückt den Stil von Why? pregnant aus: Die Lügenassoziation gepaart mit der Angst verschluckt zu werden. |
Es hat ein wenig Überwindung gekostet. Als eingefleischter Underground-Anticon Fan mit Deep Puddle Dynamics, Themselves, Sole und Clouddead - Hintergrund auf ein Why?-Konzert zu gehen. "Why?, der doch so weit ins Indiegenre abgedriftet ist und Pophymnen schreibt, während Dose "real" geblieben ist, und mit Sublte und seinem Soloalbum seine Kompromislosigkeit weiterhin beweist." So inetwa dachte ich vor dem Konzert.
Zu der Performance
Why? - mit der Konzertbesetzung in Nürnberg |
Why? ist inzwischen zu einer fünfköpfigen Truppe angewachsen. Auf der Bühne erwarten einen zwei Schlagzeuge, eine Roadspiano-Spielerin, eine Bassistin, ein Gitarrist und Yoni Wolf als Frontman.
Dessen älterer Bruder, einer der Schlagzeuger, hatte sein Set genau neben mir stehen. Der Club war angenehm voll, die Atmosphäre freundlich. Man konnte kucken, tanzen und vor allem eins: Staunen. Zum Beispiel über die Präzission von Josh an den Drumms, seine Liebe zum Spiel (Dauersmiley) und die Art und Weise, wie sein Set zusammengestellt wurde. Statt eines normalen, klassischen "Rock"-Schlagzeugs, begnügt sich Josh mit einer Minibassdrumm. Dafür hat er neben sich eine rießige Standtomm hängen, vor sich, neben der Snare, ein rießengroßes zweireihiges mattsilbergrauschimmerndes Metallophon über dem ein Schellenkranz an einem Ständer montiert ist. Schließlich hat er noch einen typisch hawaianischen Muschelkranz mit Auffangschale und vieles habe ich wahrscheinlich vergessen. Zusammen mit dem ihm gegenübersitzenden Drummer auf den der Rest aller Percussioninstrumente (also Cowbells, Chinabecken, Xylophon etc.) verteilt ist, liefern die beiden den Rahmen für das Set. Puertorikanisch oder hawaianisch klingt das dann mit der Power einer Straßenumzugsband beim Rio Dejaneiroer Carneval. Und es steckt viel Arbeit und Mühe in den Songs. Kaum länger als 16 Bars wird dasselbe Pattern gespielt - dann wechseln die Sticks wieder zu Schlegeln oder Rassel oder Besen und irgendwoanders drauf wird lebendiger Kinderkram in atemberaubender Technik und Geschwindigkeit gemacht. Yoni sagte auch in einem Interview, dass das neue Album Beatlastiger sein solle:
CP: The new material that’s on the EP is more percussive and upbeat than your previous work. Was it a conscious decision to go in this direction?YW: Yeah, I think so. We definitely wanted to do a lot of percussion stuff.
Im selben Interview betont er, dass viel Arbeit in dem Album steckt. Und das merkt man, gerade an den Drumms: Nicht geradlinig gehen die songs, sondern responding to each other - die Schläge im Takt, die Josh freilässt, füllt sein Pendant auf der Gegenseite und umgekehrt. So entstehen auch unglaublich interessante Delay, Echo, Frage, Antwort und Verstärkungsspiele auf der Bühne in die sich die übrigen drei Musiker nahtlos einfügen.
Der Gitarrist (Doug?) eine absolute Maschine. Voll im Groove, spaßig, mitsingend und mitrappend - was gerade gebraucht wird, er hat es parat. Schließlich hat sich die Band noch um zwei Damen erweitert: Liz Hodson, die mit den dunklen Haaren und die Kaum eine Mine verzogen hat aber wunderschön mitsang, Bass spielte und einen MicroKorg bearbeitete. Und die drollige Sarah Winter am Rhodes Piano in Raubkatzenkleid, die Solo so ähnlich singt und klingt und "spineless but emotive" performed, wie Antony Hegarty von Antony and the Johnsons.
Oftmals wird dann also vierstimmig gesungen, während Yoni singt oder raped und die Jungs hinter den Schlagwerken machen manchmal auch mit. Zusammen ergibt sich so nicht nur die erleuchtende Erkenntnis für mich, dass Why? eben nicht mehr "Why?" als Yoni Wolf ist, sondern auch eine lebendige, sich ständig aufeinander beziehende, inspirierende und energiereiche Musikperformance, die zeigt, wozu der Mensch fähig ist, wenn er Kultur macht.
Zu der Musik
Gespielt wurde vieles von der Hollows. Wie kann man den Style von Why? beschreiben? Jetzt fällt man doch auf die Lyrics von Yoni Wolf. Und diese sind nicht unbedingt gutlaunig, sondern oftmals einfach nur realistisch, nerdig und mit einer Brise Selbstironie und Weltunverwandheit. Irgendwo zwischen melancholisch und Puderzucker und Computerbildschirmen. Und dennoch gibt es irgendwie Kraft.
Mehr Infos, Photos, Videomaterial unter whywithaquestionmark.com, dabei auch ein Video, das in etwas vermittelt, wie Why? live klingen. (Rubrik "videos")
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