Dienstag, 28. Juli 2015

Zwischen Welten Welten finden - KHG spielt vier Einakter

Als "Abend auf Messers Schneide" wird wurde der Abend in der eigenen Werbung angeboten.
Zurecht: Am Rande des Wahnsinns, des Massenmordes und wie soll man sonst ein Date mit dem Vätterchen Dead bezeichnen? Den "Schlafwagen Pegasus" sollte man dann vielleicht eher "auf Messers Bettkante" nennen, denn es geht um einen Schlafwagen. Entfernt zumindest.

Harold Pinters "Familienstimmen" läutete den Abend ein. Ein Sohn in einem skurrilen Mietshaus in einer Stadt schreibt Briefe an die zurückgelassene, verwitwete Mutter zuhause. Dabei ist er hin- und hergeworfen. Auf der einen Seite steht die Neugierde und der Willen, der mütterlichen Umklammerung zu entkommen, um das pralle Leben in all seinen Formen kennenzulernen. Auf der anderen Seite steht die scheinbar mit wilhelmistischer Strenge eingeschriebene Pflicht, die Mutterbindung aufrecht zu erhalten und bald wieder zu ihr zurückzukehren.

Der Sohn entscheidet sich für die erste Variante, was sowohl die Mutter in ihren Gesprächsbeiträgen als auch die Hauptfigur in ihrer Gedankenführung verunsichert. Der Konflikt steigert sich und spitzt sich zu - aus einer anfänglichen Neugierde werden angedeutete sexuelle Verstrickungen mit der Tochter einer Nebenmieterin, Ausgeliefertsein gegenüber den wahnsinnigen Redeattacken eines geistig Verwirrten und andere skurrile Grenztänzeleien.
Die Übermutter wird zunehmend garstiger und zuletzt richtig böse. Hinter der Maske mütterlicher Fürsorge tun sich nietozeanische Besitz- und Besessenheitsabgründe auf, die man so von der Mutter nicht erwartet hätte.  Es scheint, als wäre der eigene Mann ein Opfer ihrer Herrschsucht geworden. Da dieser nun fehlt, muss man darauf schließen, dass sie sich nun auf den eigenen Sohn überträgt. Das infernale Ende des Dramas - alle Figuren gehen ab in ein erleuchtetes Off - als Himmel oder Hölle zu denken bleibt der Beurteilung des Lesers überlassen.

Jedenfalls bestimmt ein gefundenes Fressen für Pychoanalytiker und ein Paradebeispiel für absurd-verstörendes Theater.

Hightlight des Abends aber war für mich "Schafwagen Pegasus" nach einer Vorlage von Thornton Wilder. Hier verwandelt ein selbsternannter Weltenphilosoph und gottgleicher Tausendsassa das Innere eines Schlafwagens zum mataphysischen theatrum mundi, in dem er showrevuegleich die Gäste belauscht, ihre Gedanken belauscht, sie zu einer Landschaft verwandelt und als Gestirne die Sphärenharmonien nachsingen lässt. Klingt skurril? Ist es auch! Was die KGH hier auf die ja eher bescheiden ausgestattete Bühne brachte, ist definitiv sehenswert! Besonders gut: Katharina Reich in der Rolle des Feldes und Josef...als Spielleiter.

In jedem Falle ein kurzweiliger und schöner, gelungener Theaterabend! Vielen Dank, KHG! Weiter so1

https://www.facebook.com/khgtheater?fref=ts


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