Sonntag, 30. April 2017

Vom Nutzen des Geschichtsunterrichts: Wer die Geschichte nicht kennt und aus ihr lernt, der ist gezwungen, sie nochmals zu durchlaufen.

Gerade eben habe ich mir einen Podcast angehört, zur Krise des Geschichtsunterrichts. Ein sehr interessanter Podcast, der ausgehend von der Reduzierung des Geschichtsunterrichts durch G8 und Entscheidungen des Kultusministeriums, die Kernfächer und den Kompetenzorientierten Unterricht zu stärken einen Blick auf Probleme und Möglichkeiten und Ziele des Geschichtsunterrichts warf.

Dabei wurde eine Schule in Berlin beleuchtet, die vorbildlichen Geschichtsunterricht leistet. Mit echten Forschungsaufträgen und Geschichte zum Erleben Konzepten. Wo die Schüler mal alles mitbringen, was in einen kleinen Koffer packt und gemeinsam zu Fuß zum Bahnhof Schöneberg auf Gleis 17 stapfen, von wo die Deportationszüge losfuhren.

Gefordert wurde ein chronologisches und ein längsschnittiges Vorgehen im Unterricht. Ausgehend von einer kennengelernten, chronologisch durcharbeiteten Geschichte sollten dann Längsschnittstudien durchgeführt werden, am besten ausgehend von der Gegenwart, damit die Schüler einen Zusammenhang herstellen können.

Methoden des Geschichtsunterrichts seien dabei chronologisches Durchwandern, Fallbeispiele und historische Vergleiche. (Wie kommen Frauen an ihr Wahlrecht? Wie musste eine Frau im beginnenden 20. Jhdt dafür kämpfen? Wie ist es heute?)

Die Frage, die mich beschäftigt ist ja genau die: Wieso unterrichten wir Geschichte, wenn unsere Gesellschaft und der Staat so heuchlerisch weiterstricken an den epochaltypischen Problemen und vordergründig Pazifismus predigt aber mehr oder weniger heimlich Waffen exportiert?

Ein guter Satz fiel in dem Podcast: Wer die Geschichte nicht kennt und aus ihr lernt, der ist gezwungen, sie nochmals zu durchlaufen.

Wer Ahnung von Geschichte hat, kann Analogieschlüsse ziehen. Er kennt vergleichbare Situationen und weiß, was passieren kann, wenn man einer Person zuviel Macht gibt oder einen Frieden zwischen Staaten ungerecht gewichtet. Er weiß, dass es Alternativen gegeben hat und gibt. Er handelt anders und hat Orientierungswissen an die Hand bekommen. Insofern macht Geschichtsunterricht Sinn. Und je mehr Wissen man über etwas hat, desto besser kann man auch urteilen. Und weiß, dass das Holocaustdenkmal kein "Schandfleck" in Berlin ist sondern der Holocaust ein Schandfleck in der Geschichte.

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