Sonntag, 26. Dezember 2021

Die KHG spielt Sartres "Geschlossene Gesellschaft" (November 2021)


Mutig und lobenswert ist es, dass die KHG und insbesondere die Schauspieler sich an solche Stücke wagen: Drei Personen finden sich in einem sonderlichen Raum wieder. Sie werden von einer Art "Diener" hineingeführt. Er verschwindet und das war's. (SPOILER) Die Grundidee des Stücks ist so grandios wie spannend, denn wo sich diese drei Personen - ein Mann und zwei Frauen - befinden wird dem unwissenden Zuschauer gleichzeitig elegant vorenthalten und vorgehalten. Nur durch "Gags" über die Temperatur, das Fehlen eines Marterpfahls und wunderschöne Mauerschauen (Teichoskopie) in die Welt der Lebenden wird klar, dass diese drei armen Seelen sich in der Hölle befinden. 

Nun beginnt ein peinliches Machtspielen der Figuren umeinander. Alle drei sind nicht zu unrecht an diesem prekären Ort und spielen dem Zuschauer vor, warum sie würdig sind "hier" zu sein. Joseph war zwar idealistischer Reporter, der dafür umkam, aber er war zum Beispiel feige und sehr schlecht zu seiner Frau. Eigentlicher Kern der Handlung ist aber, dass man herausfindet, dass die Strafe dieser "Hölle" eben nicht in der physischen Folter liegt, sondern in den Verurteilungen und der Missgunst der anderen, ihrer Heucheleien und Konkurrenz.

In jedem Fall - das Stück ist anders und unterhält. Vom Hocker reisst es allerdings nicht und das berühmte Diktum "Die Hölle - das sind die anderen" hat einen wahren Kern, aber für mich auch etwas Verwerfliches. Es ist nichts Konstruktives hinter diesem Statement und es verführt dazu die anderen für alle das Übel auf der Welt verantwortlich zu machen. Wenn man von einer besseren Welt träumt, wäre es schöner gewesen hervorzuheben, dass die anderen auch das Paradies sein können und jeder dem anderen ein Engel...  oder wie Brecht sagte: "Eine Welt, in der der Mensch dem Mensch ein Helfer ist". 

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