Mittwoch, 12. September 2012

Käptn Peng und die Tentakel von Delphi


Abstrakt wie Doppelkopf, fetzig wie Kinderzimmerproductions, das macht die Wucht und den Witz dieser Bühnencombo rund um den Schauspieler Robert Gwisdek aus. 

 

Entfesseltes autoreflexives, radikal-freies Denken mit Wortwitz und Erzähltalent, mit narrativen, phantastischen Episodengeschichten voller Wendungen, Blödsinnig- und Doppelbödigkeit, unerwarteten Pointen und doch immer wieder treffsicheren Passagen - hier wird der Vogel abgeschossen - der "eigentlichen" Realität. Textproduktionsfertigkeiten also und philosophische Raffinesse, Verbindung von Sprache und Körpersprache (unbedingt live sehen!), Erneuerungseifer und eine erfrischend neue Kunstidentität und Herangehensweise an das Rappermetier: All das ist und all das hat Käptn Peng und die Tentakel von Delphi.

Im Detail, z.B. der Bandname "Käptn Peng und die Tentakel von Delphi": Er beinhaltest das Anzitieren einer bekannten Formel ("Orakel von Delphi"), die nun sowohl beim Rezipienten wie auch beim Künstler im Bewusstsein vorhanden sind und bereits einen "angeknacksten" Raum für die folgenden Phantasieauswüche bilden, einen angeknacksten Raum, aber EBEN einen Raum, denn es gibt keine Geschichte ohne Raum. Stichwort: Bildbruch.
Was sich dann in diesem Raum entlädt wird im Normalfall zunehmend wahnwitziger und komplexer. (Wie die Voraussagungen des Orakels von Delphi, das übrigens in Echt etwas mit dem Besprengen einer Ziege mit Wasser zu tun hatte und deren Schüttelverhalten im Nachhinein). Das ist dann vielleicht auch verantwortlich für Tracklängen von über sechs Minuten. 
Um Käptn Peng kennenzulernen, empfiehlt sich "Sie mögen sich" (hier das Video). Auf ebenso einzigartige Weise wurde hier die Liebesgeschichte, die im normalen Beziehungskrieg beginnt und dann von Ebene zu Ebene springt, per Zeichnungen visualisiert. Viel Vergnügen! 

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