Donnerstag, 17. September 2015

All About good Deals: Lawrence Kohlbergs Stufenmodell in Game of Thrones:

Inwiefern findet man Kohlberg in Game of Thrones wieder?

Mord und Tyrion Lennister in der Wolkenzelle - Die Veranschaulichung ethisch-moralischen Urteilen in der untersten Stufe

In der ersten Staffel wird Tyrion Lennister nach Eyrie verschleppt und wartet dort in einer Himmelszelle auf ein weiteres Vorgehen. Dabei wird er vom Kerkermeister "Mord" behütet.
Zwischen dem wohlerzogenen, gebildeten Halbwüchsigen aus dem reichsten Adelshaus der sieben Königreiche und dem Kerkermeister besteht ein sehr großes Intelligenzgefälle. Lennister besticht durch Cleverness, Smartheit und Redegewandtheit. Mord dagegen reagiert nur, so scheint es, auf den ersten beiden Stufen nach Kohlbergs Stufenmodell des moralischen Lernens aus kognitiv-konstruktivistischer Sicht.

Die erste Stufe betrifft ein Handeln, das aus rein egozentrischer Sicht nur auf Strafe und Belohnung, also auf Konformität mit den Anforderungen der Autoritätsperson ausgerichtet ist. Mord handelt nach den Befehlen der Gräfin. Erfüllt er sie, bleibt er frei von Strafe.

Lennister ermöglicht es ihm, die zweite Stufe der Moralentwicklung zu erreichen. Diese ist nach Kohlberg immer noch egozentrisch, allerdings bezieht sie den Egoismus als Intention des anderen mit ein. Dem Handelnden geht es in dieser Stufe darum, einen "guten Deal" mit dem Gegenüber zu erzielen, der ihm einen persönlichen Vorteil verschafft. Tyrion kann dies sehr gut demonstrieren und aus Mord herauskitzeln. Er besticht ihn mit dem Gold der Lennister, bzw. führt ihm vor Augen, was ihm blühen könnte, wenn er ihm entgegenkommt. Zwischen beiden findet ein Deal statt. Gold gegen das Versprechen, ein Geständnis vor dem versammelten Hof ablegen zu dürfen (anstatt in der Himmelszelle zu schmachten).

Im Übrigen wiederholt Tyrion diese Gesprächsstrategie. Mit seiner Eloquenz gleicht er seine mangelnde physische Überzeugungskraft und Stärke aus, als er von Shagga und seinen Männern in den Hügeln überfallen wird (9. Episode): Hier bietet er dem Clan Gold und Waffen an.


Für eine Handvoll Dollar: Shagga Anführer des "Stone Crow"-Clans
"Tyrion and Bronn have reached the western edge of the Vale and are surrounded by members of the hill tribes, led by a fearsome warrior named Shagga. At first he orders them to be killed, but Tyrion does some fast-talking and convinces the hill tribes that House Lannister is an enemy of the Vale and its rulers. He proposes an alliance which will allow the tribes to enact vengeance against the Vale and get them properly armed and armored for war. They eagerly agree, and escort Tyrion and Bronn  westwards towards where the Lannister armies are gathering. "

Nun lässt sich ohne Weiteres nachvollziehen inwiefern die Aufklärer keine Probleme damit hatten, von einem "dunklen Mittelalter" zu sprechen, das in GOT exemplarisch rekonstruiert wird.  Beherrschten hier doch reiner Egoismus und "instrumenteller Hedonismus" die Handlungen der Mächtigen. Ganz anders der Traum der Aufklärer und Humanisten - dass man anstatt an sich an die Gesellschaft, ja die ganze Weltgesellschaft bei seinem Handeln vor Augen hat. Man sagt, die Idee des Humanismus sei gescheitert- zumindest die Ideen leben jedenfalls weiter.


Im Übrigen könnte man Kohlbergs Ansatz auch auf Thomas Mann übertragen - hier ist die Rede von "einer guten Partie", die die Tony Buddenbrooks  bzw. ihre Tochter macht oder nicht macht und die Frage nach der Intention des Autors hinsichtlich des dargestellten Scheiterns der Figuren hinsichtlich dessen, was man ein "gelungenes Leben" nennt.

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